Frankfurter Brett
Johannes und Joseph Schreiter, zwei Brüder aus Frankfurt haben das geschafft, wovon viele nur träumen: Sie haben ein sinnvolles Produkt erfunden, dass es bisher nirgendwo auf der Welt gibt. Das Frankfurter Brett. Dank Crowdfunding und Unterstützung von Freunden konnten sie die stilvolle und praktische Küchenhilfe zum Leben erwecken und vertreiben in ihrem stylischen Onlineshop mittlerweile 4 verschiedene Varianten des preisgekrönten Designer-Bretts.
Hey Joseph, wir sind schon seit längerem große Fans eures Schneidebretts – auch wenn diese Bezeichnung der Sache nicht ganz gerecht wird. Beschreib euer Frankfurter Brett doch mal für alle, die bis dato noch nicht wissen, was sich dahinter verbirgt.
Hi, vielen Dank für die nette Vorstellung! Das Frankfurter Brett ist im Prinzip ein einfaches Schneidebrett, allerdings haben wir ausziehbare Bügel eingebaut, die es dem Koch ermöglichen, Behälter direkt an der Arbeitsfläche anzuhängen und Abfall & Schnittgut direkt im Moment der Entstehung vom Brett anzuwerfen. Das klingt erst mal relativ banal, aber es macht im Alltag einen enormen Unterschied. Und auch im Nachhinein kommt es uns immer noch wie ein Wunder vor, dass vor uns noch niemand auf diese Idee gekommen ist, denn es ist ja eigentlich so naheliegend.
Wie seid ihr auf die Idee für das Frankfurter Brett gekommen?
Johannes ist eigentlich gelernter Maurermeister, der sich allerdings nach 10 Jahren Baustelle mit kaputten Handgelenken aus seinem Berufsfeld verabschieden musste und im Restaurant eines Freundes als Koch anfing.
Und dort hat Johannes dann einen Kollegen beobachtet, der im Stress einen Behälter nahm, diesen mit der Hüfte zwischen sich und der Arbeitsplatte eingeklemmt und dann direkt vom Schneidebrett in den Behälter unten drunter gearbeitet hat. Und das erschien dem damals noch unerfahrenen Koch Johannes als eine recht patenter Workflow, der das Arbeiten drastisch beschleunigte.
Und wie es der Zufall so will - Johannes wollte sich damals an der selben Uni beworben, an der ich Produktdesign studiere und hat für seine Bewerbungsmappe das Projekt "Systemschneidebrett" ausgearbeitet und die ersten Prototypen gebaut.
Mit der Bewerbung hat es dann zwar im Endeffekt nicht geklappt und er wurde abgelehnt. In der selben Woche hat er jedoch - unbeirrt von der niederschmetternden Ablehnung - das "Frankfurter Brett" zum Patent angemeldet. Der Rest ist Firmengeschichte und es gibt Zeiten, in denen wir beide recht froh sind, dass alles genau so passiert ist.
Wo lasst ihr das Frankfurter Brett produzieren und woher bezieht ihr die Materialien wie zum Beispiel das hochwertige Holz?
Unsere 3 Premium-Bretter Mono, Phoenix und Phoenix-S lassen wir alle in Handarbeit hier in Offenbach produzieren. Das Basic wird von einer kleinen Familienschreinerei in Estland gefertigt.
Wie lang hat es letztendlich von der Entstehung der Idee bis zur ersten Auslieferung an Kunden gedauert? War euch direkt klar, dass ihr hauptberuflich daran arbeiten werdet?
Im Endeffekt hat es bei uns relativ lange gedauert bis wir das Gefühl hatten, dass uns jetzt nicht mehr so viel einfällt, was das Brett in seinen 4 Varianten noch verbessern würde, aber das lag mit Sicherheit auch daran, dass wir das alles aus eigener Tasche finanziert haben - wenn Geld da war, haben wir Prototypen gebaut und wenn keine Geld da war, lag das Projekt auch schon mal 3 Monate auf Eis.
Als wir das Projekt gestartet haben war uns nicht einmal klar, ob wir uns nicht einfach komplett zum Horst machen - wir beide haben vorher noch nie auch nur ansatzweise irgend etwas ERFOLGREICH betrieben. Wir beide fanden nur einfach das Produkt an sich so cool, und die gesamte Produktentwicklung hat uns so viel Spaß gemacht, dass es irgendwann folgerichtig war, per Crowdfunding einfach mal live zu gehen.
Auf eurer neu gestalteten Webseite www.frankfurter-brett.de beschreibt ihr mit einer ordentlichen Portion Selbstironie und erfrischend ehrlich den bisherigen Werdegang eures Frankfurter Bretts mit allen Höhen und Tiefen. Gab es einen Moment, an dem ihr am liebsten alles hingeschmissen und aufgegeben hättet?
Es gab genau einen Moment, an denen wir einfach nicht mehr weiter wussten: Nach unserer ersten Kampagne ist uns die Herstellung einer wichtigen Komponente vollkommen aus dem Ruder gelaufen und wir wussten einfach nicht mehr weiter. Als uns die finale Hiobsbotschaft erreicht hat, dass das Projekt vorläufig endgültig gescheitert ist, hat Johannes das Telefon beiseite gelegt und sich vor lauter Stress einfach übergeben.
Was würdet Ihr jungen Unternehmern raten, die ein eigenes Produkt entwickeln möchten? Welche Hindernisse gilt es zu bewältigen?
Wir können beide einfach grundsätzlich einfach nur dazu raten, sich so oft wie möglich selbstständig zu machen und einfach loszulegen, mit aller Kraft und aller Begeisterung zu der man fähig ist. Selbst wenn man komplett auf die Schnauze fliegt hat man mit Sicherheit eine aufregende Zeit und spätestens im Nachhinein eine gute Story. Aber so banal es klingt - ein relevantes, tolles Produkt ist tatsächlich sehr hilfreich für ein erfolgreiches Unternehmen - wir stellen uns bei jeder produktbezogenen Entscheidung, die wir treffen müssen, mittlerweile bewusst folgende Frage: "Was wäre die abgefahrenste, coolste Lösung?" Und wenn wir dann zusammen dasitzen und Gänsehaut haben, wissen wir, dass wir auf der richtigen Spur sind. Auch wenn es dann doch meist anders kommt als gedacht.
Wie geht es mit dem Frankfurter Brett weiter? Habt ihr schon neue Produktideen, die ihr mit uns teilen wollt?
Wir haben zwar einige nette Add-Ons wie unser BBQ-Pad, an denen wir arbeiten, aber das Aufregendste mit dem wir uns im Moment beschäftigen ist unser eigener Blog, in dem wir unter anderen so eine Art wöchentlichen Video-Blog mit Kochsession und Koch-Challenges via Social Media bauen wollen. Dieser Schritt ist zwar extrem logisch und wir freuen uns total drauf, aber gleichzeitig sind wir halt beide eigentlich nicht die Typen, die extrovertiert vor irgend welchen Kameras rumhüpfen, weswegen hier im Moment für uns mit Sicherheit das größte Risiko - auf einer rein persönlichen Ebende allerdings.