„Eigene Wege gehen“ – Das Maloja-Interview
„Eigene Wege gehen“ – Das Maloja-Interview
Die bayerische Outdoor-Marke Maloja steht für eine neue Unternehmenskultur: Grow slow, grow strong. Menschlichkeit und Loyalität statt Gewinnmaximierung, Nachhaltigkeit statt rücksichtsloses Wachstum, Umweltschutz statt Ausbeutung von Mensch, Natur und Beziehungen. Wie das funktioniert? Wir haben sie gefragt.
Credits: Maloja
Die beiden Maloja-Gründer führen gemeinsam mit ihrem Team aus einem umgebauten Chiemgauer Bauernhof heraus die internationale Bekleidungsmarke Maloja. Der Autor Alexander Provelegios begleitet das Team über drei Jahre hinweg und portraitiert das bayerische Label für den Europa Verlag. „Eigene Wege gehen“ – erzählt die Erfolgsgeschichte von den Maloja-Gründern Klaus Haas und Peter Räuber. Er taucht in die Welt des Unternehmens mit seinen ganz eigenen Wegen, Werten und Wachstumsprinzipien ein.
Wir haben beide Gründer zu ihrer erfolgreichen Unternehmensbiografie befragt. Dabei entstand ein exklusives Interview, welches die Marke und die Menschen von Maloja, wie auch die Markenphilosophie näher bringt.
Die Maloja-Gründer Peter Räuber und Klaus Haas.
Als Maloja vor 18 Jahren startete, gab es ja schon dutzende Outdoor- und Streetwear-Marken – wo wolltet ihr euch ansiedeln? Gab es damals konkrete Pläne?
Peter Räuber: Ich hatte die Idee für eine Marke, die Funktion und Style miteinander verbindet, schon lange mit mir herumgetragen. Mit Klaus fand ich einen Geschäftspartner, der die Vision mit mir teilt, Leben und Arbeiten zu verbinden in einer Firma, deren Mitarbeiter nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde sind. Wir fingen mit lifestyleorientierter Bike-Bekleidung an. Am Anfang wollte ich nur eine Sommerkollektion machen, damit ich im Winter frei habe und snowboarden kann. Der Plan ging nicht ganz auf, denn die Nachfrage nach einer Maloja-Winterkollektion wurde zu groß.
Maloja wird als eine Marke wahrgenommen, die ihre Wurzeln und ihren Markt in den Alpen hat. Aber sie wächst auch stark international. Wo können wir Maloja bereits finden und wie kommt die Marke in Nordamerika an?
Klaus Haas: Wir sind außerhalb Europas in Märkten wie Amerika, Kanada und Südkorea zu finden. Unsere Prämisse ist es auf alle Fälle zu Hause – in den Alpen, in Europa – stark sein, um aus dieser Stärke heraus auch in anderen Ländern erfolgreich zu sein. In Nordamerika ist die Resonanz awesome, wie man dort sagt. Das hat allerdings nicht sofort zu Erfolg geführt. Erst jetzt, nach gut sieben Jahren Marktpräsenz, sind wir in Amerika wirklich erfolgreich. Davor haben wir viel dazugelernt. Der Markt funktioniert anders, so ist unser Nordamerika Flagship Store beispielsweise nicht etwa in New York angesiedelt, sondern in Stowe, Vermont. Genau dort, wo unsere Sportarten stattfinden. Ein Glücksfall, wie die Entwicklung des Ladens in den vergangenen Jahren zeigt.
Warum gibt es noch keinen Maloja-Online Store?
Klaus Haas: Wir konzentrieren uns auf das, was wir am besten können und wissen, dass wir gute Geschäftspartner haben. Wenn wir nur darauf schielen, was die anderen verdienen, fokussieren wir uns nicht mehr auf unsere Kernaufgaben.
Eure Kollektion ist zwischen Mode und Sport angesiedelt. Wie offen ist der Sportfachhandel für eure Streetwear-Kollektionen?
Peter Räuber: Wir sind zum Glück eine der wenigen Marken im Sport- und Outdoorbereich, die glaubwürdig und erfolgreich beides verkaufen können: eine funktionelle Sportkollektion sowie eine sehr moderne und gleichzeitig gemütliche Streetwear Kollektion. Die Streetwear macht inzwischen 35 Prozent unserer Produkte aus, wird von den Händlern mehr und mehr abgenommen und nicht zuletzt tragen wir alle bei Maloja sie selber unglaublich gerne.
Mit einer neuen Maloja-Kollektion finden sich immer wieder Nachahmer bei anderen Brands. Wie geht ihr dagegen vor?
Klaus Haas: Natürlich gibt es hier und da Versuche, den Maloja-Stil zu kopieren, aber mit unseren jährlich wechselnden Kollektionsthemen und den begleitenden Philosophien sind wir meist ein paar Schritte voraus. Und der Kunde kann gut zwischen Original und Kopie unterscheiden.
Was für eine Rolle spielt Nachhaltigkeit und eine faire Produktion bei euch?
Klaus Haas: Der Wunsch, mit einem guten Gefühl in der Natur unterwegs zu sein, begleitet uns seit Tag 1 – und spornt uns an, sie so wenig wie möglich zu belasten. 70 Prozent unserer Kollektion fertigen wir in Europa – viel davon in unserem eigenen Produktionsbetrieb VioModa in Bulgarien mit 270 Näherinnen. 30 Prozent unserer Kleidung wird in China hergestellt – in Produktionen, mit denen wir schon lange Zusammenarbeiten und mit denen wir sehr gute, partnerschaftliche Beziehungen haben. Um Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen auch objektiv sicherzustellen sind wir beispielsweise GOTS zertifiziert und Partner bei bluesign. Siegel wie diese garantieren, dass unsere ohnehin hohen Anforderungen auch regelmäßig von extern geprüft und bestätigt werden. Darüber hinaus haben wir an unserem Firmensitz in Bach eine Hackschnitzelanlage, die den gesamten Betrieb heizt, bezuschussen jeden nicht mit dem Auto zurückgelegten Kilometer zur Arbeit und bereiten momentan die Installation einer Photovoltaikanlage vor.
Wenn ihr eine neue Kollektion entwickelt, wird dies lange und minuziös geplant oder sind es spontane und emotionale Entscheidungen, die eine neue Maloja-Kollektion bestimmen?
Peter Räuber: Natürlich planen wir die Kollektionen mit einem großen Vorlauf und mit allen Details – von Material und Schnitt bis hin zu den Designs und Farbstellungen. Es kann aber immer mal vorkommen, dass beispielsweise einer der Maloja-Athleten auf uns zukommt und sagt: Ich hab da eine Idee, wie wir diese Radlhose noch besser machen können, als sie ohnehin schon ist! Dann versuchen wir noch kurzfristig, eine Hose zu adaptieren oder sogar eine ganz neue Hose zu entwickeln. Das kommt also ganz auf die Situation drauf an, aber im Großen und Ganzen steckt hinter einer Kollektion ein großer und meist langfristiger Planungs– und Abstimmungsaufwand.
„Unser Firmensitz ist ein ausgebauter Heustadel auf einem ehemaligen Bauernhof, umgeben von Wiesen, Wäldern und einer Herde Charolais-Kühe. Ein Teil unserer Büroeinrichtung stammt vom Flohmarkt.“
Wie kann man sich eure Firmenstruktur und das dazugehörige Betriebsklima vorstellen?
Klaus Haas: Maloja steht für Sportarten, die in der Natur stattfinden. Unsere Mitarbeiter sind gerne und viel draußen unterwegs. Unser Firmensitz ist ein ausgebauter Heustadel auf einem ehemaligen Bauernhof, umgeben von Wiesen, Wäldern und einer Herde Charolais-Kühe. Ein Teil unserer Büroeinrichtung stammt vom Flohmarkt. Aus den Bodenbrettern im ehemaligen Heustadel wurden Schreibtische. Mittags bereitet unser Koch Matthias und unsere Köchin Waltraud abwechselnd ein frisches, regionales, einfaches Essen vor. Wir essen alle gemeinsam. Peter und ich haben kein eigenes Büro, sondern sitzen mittendrin im Tagesgeschäft. Überhaupt gibt es bei uns kaum Türen. Wir kommunizieren oft und viel miteinander, alle arbeiten auf Augenhöhe miteinander.
Warum gibt es so wenige junge, innovative Marken im Sport? Und was ist eure tägliche Motivation, stets innovativ und ideenreich zu sein?
Peter Räuber: Wenn man so will, erfinden wir uns eigentlich jedes Jahr neu – und zwar über unser jährliches Kollektionsthema mit neuem Logo, neuen Artworks, neuen Grafiken. Die Kollektion untermauern wir jedes Mal mit einer bestimmten Lebensphilosophie. Von 2004 bis heute sind auf diese Weise jährlich komplett unterschiedliche Kollektionen entstanden. Die Auseinandersetzung mit völlig neuen Themenwelten bedeutet für uns jedes Mal einmalige Inspirationen und frische Ansichten.
Was würdet ihr einem Newcomer raten, der vor hat eine neue Sports- und Streetwear-Marke, so wie ihr vor 18 Jahren mit Maloja, zu gründen?
Klaus Haas: Baut euch ein gutes, tragfähiges Netzwerk auf. Vertriebler, Händler, Fotografen, Journalisten, Designer – ein gelebtes und funktionsfähiges Netzwerk ist, neben der Idee, die Basis für eine Marke. Im November 2021 ist eine Unternehmensbiografie über unsere Marke erschienen: „Eigene Wege gehen – die Maloja Story über inspiriertes Arbeiten, behutsames Wachstum und nachhaltigen Erfolg“. Darin richtet der Autor Alexander Provelegios genau solche Fragen an uns. Wer sich für eine ehrliche Geschichte über die Gründung und den Aufbau einer Unternehmens interessiert, dem können wir dieses Buch ans Herz legen. Der Autor hat uns ganz schön auf den Zahn gefühlt. Es geht darin auch ausführlich um den vermeintlichen Mangel in unserer Gründerzeit und um viele große und kleine Herausforderungen, die uns die vergangenen 18 Jahre begegnet sind – also definitiv keine reine „Success Story“ sondern eine authentische Rück- und Ausblick.
Die Maloja-DNA in einem Satz!
Peter Räuber: Maloja steht für einen ehrlichen und respektvollen Umgang mit Mensch und Natur, die Verbindung von Kreativität und einfachen Mitteln und den Mut, eigene Wege zu gehen.
Autor Alexander Provelegios begleitet Maloja über drei Jahre hinweg und portraitiert das bayerische Label für den Europa Verlag. Er taucht gemeinsam mit den Maloja-Gründern Klaus Haas und Peter Räuber tief ein in die Welt des Unternehmens mit seinen ganz eigenen Wegen, Werten und Wachstumsprinzipien.
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